Mai 5, 2025
Zwischen Klarheit und Begrenzung: Was Begriffe mit Identität machen

Wir brauchen Begriffe.
Sie helfen uns, die Arbeitswelt zu strukturieren.
Sie geben Orientierung und schaffen ein gemeinsames Verständnis – in Gesprächen, Prozessen und Entscheidungen.
Doch Begriffe haben zwei Seiten.
Sie definieren – und sie begrenzen.
Sie stiften Zugehörigkeit – und markieren Unterschiede. Oft unbewusst, fast beiläufig.
Ein Beispiel aus dem Recruiting für die IT:
Lange Zeit suchte man einfach Entwickler:innen.
Die Rollen waren breit gefasst – das konkrete Profil ergab sich aus dem Projekt.
Heute fragen wir zuerst: Frontend? Backend? Fullstack?
Diese Differenzierung schafft Klarheit – aber auch Schubladen.
Wer als Frontend-Entwickler:in gilt, muss Backend-Kompetenz oft erst „beweisen“.
Und Fullstack? Wird schnell als „Allrounder ohne Tiefe“ wahrgenommen.
Solche Zuschreibungen erleichtern die Einordnung –
doch sie verengen auch den Blick auf Talente und Potenziale.
Psychologisch ist dieses Spannungsfeld gut nachvollziehbar.
Identität entsteht zwischen Zugehörigkeit und individueller Entfaltung.
Verschiedene psychologische Modelle machen das deutlich:
Die soziale Identitätstheorie (Tajfel) zeigt, wie stark sich Menschen über Gruppenzugehörigkeit definieren – und wie leicht daraus unbewusste Abgrenzung entsteht.
Die Self-Determination Theory (Deci & Ryan) nennt Zugehörigkeit, Autonomie und Kompetenz als Schlüssel für Entwicklung.
Auch Maslow, Jung und Erikson verorten Zugehörigkeit als grundlegendes Bedürfnis – aber nicht als Grenze.
Zugehörigkeit gibt Halt. Aber Entwicklung braucht Raum.
Raum, um sich jenseits festgeschriebener Rollen zu entfalten.
Gerade im Recruiting begegnet uns dieses Spannungsfeld regelmäßig:
Generalist:in oder Spezialist:in?
Macher:in oder Denker:in?
Strateg:in oder operative Kraft?
Diese Kategorien geben Orientierung –
doch sie fördern oft ein Denken in Gegensätzen, das Entwicklung bremst.
Entscheidend ist nicht, welches Etikett jemand heute trägt –
sondern welches Potenzial gesehen und entfaltet werden kann.
🎯 Genau deshalb ist es im Recruiting so entscheidend, Begriffe flexibel zu denken.
Wir brauchen Rollenbilder, die Raum für Entwicklung lassen – und Menschen, die mehr mitbringen als ein klar definiertes Label.
👉 Wie gehen Sie im Recruiting mit Zuschreibungen um?
Ich freue mich auf den Austausch mit Ihnen, v.a. wenn Sie hinter Begriffe schauen – und Potenziale entdecken wollen.
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