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Mag.a (FH) Sabine Pötz

„Wer fragt, der führt, ist eine bekannte Weisheit, die oft empfohlen wird und im Recruiting definitiv seine Berechtigung hat. Mindestens gleich wichtig ist es jedoch, sich als Recruiterin und Recruiter auch zu Herzen zu nehmen, dass wir beim Sprechen nur das wiederholen, was wir schon wissen, beim Zuhören können wir was neues lernen!“ empfiehlt Mag. (FH) Sabine Pötz, Gründerin von TECHSEARCH, Personalberaterin und Karriere-Coach im aktuellen Artikel:

Februar 16, 2022

Aktives Zuhören – Kernkompetenz im Recruiting

Zuhören ist eine schwierige Aufgabe in unserem Berufsalltag. Zum einen hetzen wir oft durch den Alltag und nehmen uns nicht die Zeit, zu zuhören und zum anderen liegen wir dem Irrtum auf, dass zuhören sowieso jeder kann und ganz einfach und automatisch passiert. Zuhören ist jedoch keine passive Aktivität, sondern erfordert Übung und Konzentration.

 

Wie gut können Sie zuhören?

Sie können Ihre Fähigkeit ganz einfach testen, in dem Sie versuchen, etwas Gehörtes wortwörtlich zu wiederholen. Versuchen Sie es! Und, wie ist es Ihnen ergangen?

 

Verzerrungen beim Zuhören

Das wortwörtliche Wiederholen ist die einfachste Form des Zurückmeldens, des Gehörten. Beim sinngemäßen Wiederholen oder interpretierendem Wiederholen steigt der Schwierigkeitsgrad. Je mehr wir interpretieren, desto höher ist die Gefahr von Missverständnissen. Deshalb ist es wichtig zu verstehen, dass es zwischen Sprechenden und Hörenden Verzerrungen gibt, die darin begründet sind, dass meinen, sagen, hören und verstehen nicht ident sind.

 

Wir können diese Verzerrungen folgendermaßen zusammenfassen:

  • Es wird nicht immer gesagt, was gemeint war.
  • Es wird nicht immer gehört, was gesagt wurde.
  • Es wird nicht immer verstanden, was gehört wurde.

 

Wissenschaftliche Modelle des aktiven Zuhörens von z.B. Lyman K. Steil veranschaulichen, welche Elemente im Prozess des Zuhörens durchlaufen werden. Sie geben uns die Möglichkeit Kommunikation zu verstehen und schwierige Gespräche zu analysieren, um nicht-erfolgswirksame Kommunikationsmuster zu ändern.

Das WIBR-Modell ist dabei besonders nützlich

  • Wahrnehmen: je nach Interesse hören wir und begreifen auch Körpersprache oder Mimik
  • Interpretieren: Erfahrungen und Glaubenssätze beeinflussen die Sinnerfassung und Deutung
  • Bewerten: Wissen, Erfahrung und Wertvorstellungen beeinflussen die Annahme oder Ablehnung des Gehörten
  • Reagieren: eine Reaktion kann verbal und nonverbal sein (vgl. Watzlawick: „man kann nicht nicht-kommunizieren“)

 

Nutzen Sie dieses Modell in Ihren Gesprächen mit Bewerberinnen und Bewerbern und machen Sie sich bewusst, zwischen Wahrnehmung, Interpretation und Bewertung zu unterscheiden. Aktives Zuhören ist eine Kompetenz, die wir lernen können und es ist wichtig, diese Kompetenz zu üben und zu trainieren, damit wir als Recruiterinnen und Recruiter eine professionelle und systematische Gesprächsführung sicherstellen und somit einen wesentlichen Beitrag für die erfolgreiche Personalauswahl leisten.

Wenn Sie weitere Fragen dazu haben, melden Sie sich bei mir! Ich höre Ihnen gerne zu!

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